Auch dieses Jahr war Frau Fahrenkrug mit einigen Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse auf dem Jüdischen Friedhof in Zons dabei, als dort die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus stattfand. Die Kinder hatten sich vorher mit dem Schicksal von Selma Meerbaum-Eisinger beschäftigt. Maria Rüßmann erzählte während der Gedenkfeier von deren schwerem Schicksal.

Selma hatte ein kurzes Leben.

Sie wurde am 15.August 1924 in Czernowitz, Bukowina geboren und starb am 16. Dezember 1942 mit 18 Jahren im Arbeitslager in Michailowka in der Ukraine an Flecktyphus.

Sie fing schon in jungen Jahren an, Gedichte zu schreiben.

Im Juli 1941 wurde sie gezwungen, im Ghetto zu leben. 1942 wurden sie und ihre Eltern ins das Arbeitslager gebracht.

Als das Arbeitslager aufgelöst wurde, fand man ihre Gedichte. Sie wurden später veröffentlicht und eines davon war „Du, weißt du …“.

Lea Czypek, Michael Beivers und Kevin Marchewka haben dieses Gedicht dann vorgetragen:

Du, weißt du …

Du, weißt du, wie ein Rabe schreit?
Und wie die Nacht, erschrocken bleich,
nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie sie verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es ihr Reich, ist es nicht ihr Reich,
gehört sie dem Wind oder er ihr,
und sind die Wölfe mit ihrer Gier
nicht zum Zerreißen bereit?

Du, weißt du, wie der Wind schrill heult
und wie der Wald, erschrocken bleich,,
nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie er verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es sein Reich, ist es nicht sein Reich,
gehört er dem Regen oder der Nacht
und ist der Tod, der schauerlich lacht,
nicht sein allerhöchster Herr?

Du, weißt du, wie der Regen weint?
Und wie ich geh’, erschrocken bleich,
und nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie ich verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es mein Reich, ist es nicht mein Reich,
gehört die Nacht mir, oder ich, gehör’ ich ihr,
und ist mein Mund, so blass und wirr,
nicht der, der wirklich weint?

4.3.1941